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Dossier —– ENSEMBLE 2015/4
In Lepaterique, Honduras, ist Wasser ein
hart umkämpftes Gut. Die Abholzung der
Wälder bedroht die Quellen und der Einsatz
von Düngemittel verschmutzt das Wasser.
Zusammen mit lokalen Organisationen setzt
sich HEKS für eine Verbesserung der Lebens-
bedingungen in dieser ländlichen Gegend ein.
S I T U A T I O N I M A U S L A N D
Der harte Kampf um Ressourcen
Adrian Hauser
– Währendem wir in der Schweiz
auch in Sachen Wasser relativ luxuriös leben, ist
anderswo Wasserknappheit an der Tagesordnung
und ist manchmal sogar lebensbedrohlich. So
etwa in der Gemeinde Lepaterique in Honduras.
Die ländliche Ortschaft befindet sich auf einer
teilweise bewaldeten Hochebene 40 Kilometer von
der Hauptstadt Tegucigalpa entfernt. Der grösste
Teil des in der Hauptstadt konsumierten Wassers
stammt aus Quellen auf dem Gebiet von Lepate-
rique. Doch ihre Wasserreserven sind zurzeit mas-
siv bedroht. Dies aus verschiedenen Gründen, wie
Sandra Wicki, Programmbeauftragte für Kolum-
bien und Honduras vom HEKS (Hilfswerk der Evan-
gelischen Kirchen Schweiz), erklärt.
Durch die Nähe zur Hauptstadt und die güns-
tigen klimatischen Bedingungen für den Anbau
von Gemüse sei der Verbrauch von natürlichen
Ressourcen durch Dritte sehr hoch. Die Urbanisie-
rung schreitet voran, weil immer mehr Stadtbe-
wohner Land in Lepaterique kaufen. Gleichzeitig
nimmt die Gemüseproduktion durch den Einsatz
von chemischen Düngemittel zu und verschmutzt
die Wasserquellen. Doch auch die Abholzung ist
gemäss Sandra Wicki eine Gefahr für die Wasser-
reserven. Traditionellerweise war die Gemeinde
Lieferantin von Brennholz, Kiefernharz und Holz-
kohle. Was früher die Existenz von Familien und
Kleinunternehmen sicherte, ist jetzt oft in den
Händen von Grossunternehmen. Diese holzen Wäl-
der im grossen Stil ab, teils legal mit Erlaubnis des
Staates, aber auch illegal. Durch die Zerstörung
der Vegetation nimmt die Menge des Wassers
von den Quellen ab. Die Folge ist: «Die Bedrohung
der Wasserressourcen durch Abholzung, Ver-
schmutzung und Übernutzung hat fatale Folgen
für die Gesundheit der Bevölkerung», erklärt
Sandra Wicki.
Gegenstrategien
Um die Situation zu verbessern, bildete die Bevöl-
kerung lokale Wasserkomitees. Diese kümmern
sich um den Aufbau von Leitungswasser-Syste-
men, da die Versorgung über Wasserquellen an
der Erdoberfläche zunehmend schwieriger wird.
Gleichzeitig nehmen sie aber auch Einfluss auf die
Gesetzgebung bei den lokalen Regierungen und
bei anderen staatlichen Institutionen, um die Zo-
nen für die Wassereinzugsgebiete rechtlich fest-
zulegen und zu schützen. Umweltschutzkomitees
jeder Gemeinde überwachen zudem permanent
die vorhandenen Waldgebiete, um illegalen Holz-
schlag zu verhindern, zu dokumentieren und den
zuständigen Behörden zu melden.
HEKS arbeitet mit lokalen Organisationen zu-
sammen und unterstützt sie im Kampf um Land
und natürliche Ressourcen. So beispielsweise die
Organisation «Red de CODEMAS», welche ein Zu-
sammenschluss von verschiedenen lokalen Um-
weltschutzkomitees ist. HEKS bietet ihrer Partner-
organisation technische Unterstützung durch das
Landesbüro und finanziert konkrete Projektakti-
vitäten. Das Augenmerk liegt auch auf dem Auf-
bau und dem Betrieb eines Gemeinderadios. Das
ist wichtig, weil die ländliche Bevölkerung nur
limitierten Zugang zu Elektrizität und Schulbil-
dung hat, was zu einer gewissen Isolierung führt.
«Das Radio ist oft die einzige Möglichkeit, sich zu
informieren», erklärt Sandra Wicki. «Es dient als
Sprachrohr und Bildungsinstrument und vernetzt
die verschiedenen Organisationen.»
Das Beispiel zeigt, dass Menschenrechte immer
wieder hart erkämpft werden müssen – besonders
wenn es um wertvolle Naturgüter wie Wasser geht.
Schulung für
Jugendliche, um
die technische
Ausstattung des
Lokalradios be
dienen zu können.
Formation pour
les jeunes destinée
à maîtriser les
installations
techniques de la
radio locale.
©HEKS