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Dossier —– ENSEMBLE 2016/6
sie nur die Sicht versperren. Deshalb sprechen wir
von der unbedingten und unverfügbaren Würde.
«Unbedingt» und «unverfügbar» meint im Kern
nichts anderes, als dass wir uns darüber keine Ge-
danken zu machen brauchen. Wir müssen den
unbedingten Schutz unseres eigenen Lebens nicht
erst selbst begründen, damit uns die anderen le-
ben bzw. am Leben lassen. An dieser Stelle wird
auch klar, warum der Würdeschutz nicht durch
Autonomierechte ersetzt werden kann. Denn Au-
tonomie ist an die Fähigkeit oder das Vermögen
geknüpft, selbst bestimmen zu können. Was ge-
schieht unter dieser Bedingung mit den Men-
schen, die sich nicht (mehr) selbst bestimmen
Das Alter ist unsere Zukunft
Frieda Hachen
– In den letzten hundert Jahren hat
sich die durchschnittliche Lebenserwartung um
rund 25 Jahre verlängert, die durchschnittliche An-
zahl Jahre nach der Pensionierung hat sich verdop-
pelt. Es ist unbestritten, dass Interessen und Fähig-
keiten, Lebensthemen und Lebensstile nur sehr
bedingt vom kalendarischen Alter eines Menschen
abhängen. Würde und Selbstbestimmung müssen
dann besonders geschützt werden, wenn Menschen
durch gesundheitliche Einschränkungen ihre Auto-
nomiefähigkeit ganz oder teilweise verlieren. Der
Synodalrat hat in seinem Standpunkt Hochaltrigkeit
deshalb darauf hingewiesen, dass «Verletzlichkeit
und Abhängigkeit ins gemeinsame Leben zurückge-
holt werden sollen, im Bewusstsein darum, dass alle
Menschen verletzlich und abhängig ins Leben ka-
men und verletzlich und abhängig bleiben, mal
deutlicher, mal weniger sichtbar (...).»
Was heisst Altern in Würde tatsächlich? Wie
verstehen wir den Begriff der Würde? Wie wird
Würde beim Älterwerden erfahren? Wie zeigt sich
ein würdevoller Umgang in Situationen, in denen
Menschen abhängig und auf Hilfe von Dritten an-
gewiesen sind?
Diesen vielschichtigen Fragen zur Würde älter
werdender Menschen widmet sich die Impuls
tagung vom 21. April 2016 «Altern in Würde? Eine
Auseinandersetzung in Theorie und Praxis».
Bitte beachten Sie den beiliegenden Flyer zur
Tagung.
Datum und Zeit: Donnerstag, 21. April 2016,
8.30–17 Uhr
Ort: Bern, Berner Fachhochschule, Hallerstr. 10
Anmeldeschluss: 4. April 2016
Kosten: Fr. 160.– inkl. Verpflegung
Anmeldung:
kursadministration@refbejuso.chkönnen, weil sie vielleicht nicht einmal eine Vor-
stellung von sich selbst haben?
Zugegeben, Christinnen und Christen sind hier
im Vorteil. Es fällt ihnen leichter, diese Unbedingt-
heit und Unverfügbarkeit zu denken. Als Geschöpf
Gottes bleibt jeder Mensch der Bemächtigung
durch andere entzogen, weil im Angesicht eines
jeden Geschöpfes Gott selbst begegnet. Man kann
diese biblisch-christlich fundierte Unterstellung
ablehnen, nicht aber die Konsequenz daraus. Jeder
Mensch hat ein unbedingtes Recht auf unseren
Respekt und Umgang, die die Möglichkeit nicht
ausschliessen, dass uns in diesem Menschen Gott
selbst begegnet.
©Patrick Gutenberg/Ex-Press
Alles ist relativ –
ausser vielleicht
schlechtes Essen.
Tout est relatif,
sauf peut-être un
mauvais repas.