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Dossier —– ENSEMBLE 2016/8
Simone Fopp ist Pfarrerin in der Kirch-
gemeinde Zollikofen. Sie hat viel Erfahrung
in der regionalen Zusammenarbeit für
einzelne Projekte. Sie erklärt, welches die
Chancen einer solchen Vernetzung sind.
Interview von Adrian Hauser
Im Bezirk Bern-Mittelland Nord arbeiten Sie für
einzelne Projekte mit anderen Kirchgemeinden
zusammen. Welche Projekte sind das?
Einmal im Jahr feiern wir den Gottesdienst
«zäme fyre» mit und für Erwachsene mit einer
geistigen Behinderung, ihren Freunden und
Freundinnen, Angehörigen und Begleitpersonen.
Es kommen jeweils rund 120 Personen. Das ande-
re Projekt ist der Interkulturelle Frauentreff KARI-
BU, ein Kompetenzzentrum für Frauenintegration.
Welche Kirchgemeinden sind an diesen Projekten
beteiligt?
Die reformierten Kirchgemeinden Zollikofen,
Münchenbuchsee-Moosseedorf, Jegenstorf, Urte-
nen-Schönbühl und die römisch-katholische Pfar-
rei St. Franziskus. Weitere Kirchgemeinden aus der
Region und der Bezirk Bern-Mittelland Nord sind
auch über finanzielle Beiträge, Kollekten oder
Spenden beteiligt.
KARIBU bietet eine Reihe von Integrationsprojek-
ten an. Welches sind die beliebtesten?
Die Deutschkurse. Aber auch Schwimmen, Wal-
king und Gymnastik: Hier wird viel gelacht, es
entstehen Freundschaften und neue Beheimatung.
Welche Trägerschaften sind an diesem Projekt be-
teiligt?
Die reformierten und katholischen Kirchge-
meinden der Region, die einfache Gesellschaft
KARIBU bestehend aus Einwohnergemeinden der
Region, der Kanton Bern und private Spender.
Doch die Einsätze der freiwilligen Mitarbeiterin-
nen mit über 3700 Stunden stellen mit umgerech-
net mehr als 140 000 Franken den grössten Beitrag
an das Projekt, das heute als Verein organisiert ist.
Welche Schwierigkeit galt es zu Beginn der Zusam-
menarbeit – oder gilt es auch heute noch – zu
überwinden?
Die Vernetzung der Arbeit mit und für Erwach-
sene mit einer geistigen Behinderung ist noch nicht
weit fortgeschritten. In anderen Kantonen gibt es
dafür kirchliche Fachstellen und Plattformen. Für
die bessere Vernetzung und den Ausbau des Ange-
bots bin ich noch auf der Suche nach Kollegen, die
mitziehen wollen. Manchmal braucht es Geduld,
eine Pioniergruppe aufzubauen. Sobald sie besteht,
verteilt sich die Verantwortung und das Unterneh-
men nimmt Fahrt auf. Es gilt, Entscheidungsträger
möglichst früh miteinzubeziehen und gut zu infor-
mieren. Dabei muss man sich auch für Stellenpro-
zente im pfarramtlichen Stellenbeschrieb einset-
zen. Es ist wichtig, dass diese Aufgaben auch vom
kirchlichen Bezirk und von Fachstellen der Kanto-
nalkirche unterstützt werden.
Wo sehen Sie die Vorteile in der regionalen Ver-
netzung?
Durch diese Vernetzung bekommt man mehr
Schubkraft gegen aussen. So konnten wir für KA-
RIBU auch die politischen Gemeinden für die Zu-
sammenarbeit gewinnen. Die kirchliche Arbeit
wird dadurch auch in ihrem Wert für die Gesell-
schaft sichtbarer.
Wie teilen Sie die Arbeit untereinander auf?
Nach den Fähigkeiten der einzelnen Mitarbei-
tenden. Dort, wo der Arbeitsumfang, die Kennt
nisse oder die Verantwortung ein freiwilliges En-
gagement übersteigen, ist es notwendig, in
Zusammenarbeit mit anderen Partnern Stellen zu
schaffen.
Was raten Sie anderen Kirchgemeinden, die zu-
sammenarbeiten wollen?
Just do it! Es macht viel Freude. Ich danke allen,
die mit auf dem Weg sind!
Weitere Infos
www.frauentreffkaribu.chR E G I O N A L E Z U S A M M E N A R B E I T I N E I N Z E L N E N P R O J E K T E N
«Mehr Schubkraft gegen aussen»
© Adrian Hauser
Simone Fopp
im Nähatelier
von KARIBU.
Simone Fopp
dans l'atelier
de couture
de KARIBU.