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Dossier —– ENSEMBLE 2016/8

Die reformierten Kirchgemeinden Dürren-

roth, Eriswil, Huttwil, Walterswil und Wyss-

achen im Oberaargau schlossen sich zu

einer Regio-Kirche zusammen. Die Kirch-

gemeinden arbeiten gemeinsam an verschie-

denen Projekten, alle behalten jedoch

ihre Eigenständigkeit.

Von Adrian Hauser

Eine erste Zusammenarbeit fand 2006 für die

Gemeindeseite im damaligen «saemann» (heute

«reformiert.») statt. Als zweiter Schritt folgten jähr-

lich zwei Kanzelrochaden und ein regionaler Got-

tesdienst, gegen Ende 2006 dann eine Bündelung

der Kräfte im Jugendbereich: Kinder und Jugend-

liche der verschiedenen Gemeinden begannen

gemeinsame Ferienlager zu bestreiten. Dies be-

richten Barbara Stankowski, Pfarrerin in Wyss­

achen, und Ursula Zehnder, Kirchgemeindepräsi-

dentin in Eriswil. 2013 ging man noch einen Schritt

weiter und richtete eine gemeinsame Jugendar-

beitsstelle zu 25 Stellenprozent und eine Jugend-

kommission ein. Dazu gibt es einen Zusammen-

arbeitsvertrag zwischen den Gemeinden Huttwil,

Dürrenroth, Eriswil und Wyssachen. Darin wurde

das Ziel der Zusammenarbeit festgehalten, aber

auch Finanzielles und Organisatorisches sind ge-

regelt. Die Jugendarbeit ist wichtig: «Wir dürfen

die Jugend nicht verlieren, denn sie sind unsere

Zukunft», sind sich Barbara Stankowski und Ursu-

la Zehnder einig. Gemeinsam können zudem mehr

Angebote realisiert werden. So finden heute Re-

gio-Jugendgottesdienste statt, es gibt einen Teen-

agerclub, eine Jugendgruppe, ein Skiweekend

sowie einzelne Events für Jugendliche nach der

Konfirmation.

Kräfte bündeln

Was mit der Jugend begann, wurde inzwischen

auf andere Bereiche – wenn auch ohne Vertrag –

ausgedehnt. So spannt man in der Erwachsenen-

bildung zusammen. Bei der kirchlichen Unterwei-

sung (KUW) wird es in Zukunft ebenfalls vermehrt

zur Zusammenarbeit kommen. In der Erwachse-

nenbildung besteht die Zusammenarbeit seit 2007

und es konnten bereits zahlreiche Events durch-

geführt werden. Aktuelles Beispiel ist das Projekt

«Ein Koffer für die letzte Reise». Das Projekt bein-

haltet eine Wanderausstellung und verschiedene

Begleitveranstaltungen in allen beteiligten Ge-

meinden

(www.ein-koffer.ch

). Zu schaffen macht

der Region der Pfarrstellenabbau, der 2014 vom

Grossen Rat des Kantons Bern beschlossen wurde

und seit Anfang Jahr umgesetzt wird. Während

finanzstarke Kirchgemeinden wie etwa Huttwil

die Reduktion aus eigener Kraft auffangen

können, müssen andere Angebote abbauen und

Kräfte bündeln. Die Kirchgemeinden sind daran,

Lösungen zu finden. In Zukunft werden sicher

vermehrt gemeinsame Gottesdienste angeboten

werden. Der Abbau von Stellenprozenten in drei

der fünf Regio-Gemeinden ist aber eine grosse

Herausforderung.

«Erfahrungen austauschen»

Die gemeinsamen Aktivitäten werden an Sitzun-

gen geplant, an denen alle Kirchgemeinden ver-

treten und die Hierarchien flach sind. Manchmal

sind die Diskussionen auch schwierig: «Wir sind

fünf verschiedene Gemeinden mit unterschiedli-

chen Mentalitäten», erklärt Ursula Zehnder. Sie rät,

Konflikte wenn möglich im Gespräch auszutragen

und ansonsten Dinge einfach mal auf sich beruhen

zu lassen. Was sie schätzt, ist der Austausch zwi-

schen Kolleginnen und Kollegen: «Die Präsidien,

die Mitglieder der Kirchgemeinderäte und die

Pfarrpersonen können sich gegenseitig stützen

und Erfahrungen austauschen.» Für die Zukunft

wünschen sich Ursula Zehnder und Barbara Stan-

kowski, dass es für die einzelnen Gemeindemit-

glieder noch viel selbstverständlicher wird, dass

sie auch Gottesdienste und Anlässe in einer ande-

ren Gemeinde der Regio-Kirche besuchen. Die

Regio-Kirche soll auch weiterhin ein Ort sein dür-

fen, an dem man sich gegenseitig unterstützt und

Themen, die alle betreffen, gemeinsam angeht.

R E G I O - K I R C H E

«Sich gegenseitig stützen»

Barbara Stan­

kowski (links) und

Ursula Zehnder.

Barbara Stan­

kowski (à gauche)

et Ursula Zehnder.

©Adrian Hauser