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ENSEMBLE 2016/11 —– Dossier
hauen. Ein prägnantes Zukunftsbild hat daher
eine stark motivierende Kraft. Längst nicht jedes
Traumbild – zum Beispiel vom grossen Lottoge-
winn – wird wahr. Der ehemalige Bundeskanzler
Helmut Schmidt spottete sogar, wer Visionen
habe, der solle doch zum Arzt gehen. Doch ein
Blick in die Geschichte beweist die Sogwirkung
von attraktiven Zukunftsbildern.
Visionen lohnen sich
Für Henry Ford war es das Bild einer Zukunft,in der ein Auto in der Auffahrt jedes Metzgers,
Bäckers und Kerzenmachers stand. Er wollte, dass
jeder sich ein Auto leisten kann, und führte mit
dem Modell T die Massenproduktion ein.
Für Gottlieb Duttweiler war es das Bild einer
Zukunft, in der es eine direkte «Brücke vom Pro-
duzenten zum Konsumenten» gibt. Ihm schwebte
eine Verkaufsorganisation ohne Zwischenhandel
vor. 1925 gründete er zu diesem Zwecke die Migros.
Er kaufte fünf Ford-T-Lastwagen und bestückte sie
mit Kaffee, Reis, Zucker, Teigwaren, Kokosfett und
Seife, die er zum Teil bis zu 40 Prozent günstiger
als die Konkurrenz anbot. Damals ahnte noch nie-
mand, dass mit diesen rollenden Verkaufswagen
eine Fahrt von zeitgeschichtlicher Bedeutung für
die Schweiz begann.
Für Martin Luther King war es das Bild einer
Zukunft, in der sich zwei Kinder, eines schwarz
und eines weiss, auf einer Schaukel gegenübersit-
zen, ohne dabei die Hautfarbe des anderen be-
wusst wahrzunehmen oder zu bewerten. Mit sei-
nem berühmten Satz «I have a dream» gelang ihm
der Anstoss zur Abschaffung der Rassengesetze.
Sie alle hatten eine Vision von einer besseren
Welt. Während vielen Zeitgenossen ihre Träume
als unerreichbar erschienen, mobilisierten sie mit
ihren Visionen ungeahnte Kräfte und veränderten
ENTRÉE: 15.–
TEMPS D’ATTENTE:
30 MIN.
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