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Fokus —– ENSEMBLE 2017/16
Je abwechslungsreicher ein Lebensraum ist,
desto vielfältiger entwickelt sich darin das
Leben. Deshalb ist es wichtig, wie die Umge-
bung einer Kirche gestaltet und gepflegt wird.
Von Claudia Baumberger*
Kirche und Pfarrhaus stehen meist mitten in der
Siedlung und um sie herum gibt es viel Grünflä-
che. Es ist der beste Ort, an dem eine Kirchgemein-
de zeigen kann, dass ihr die Bewahrung der Schöp-
fung wichtig ist. Sind die Strukturen vorhanden,
wandern Igel, Eidechsen, Blindschleichen, Molche,
Schmetterlinge und viele andere Tiere von selber
ein. Eine strukturreich gestaltete Umgebung wird
nicht nur für die Natur, sondern auch für den Men-
schen zum Paradies. Die Vielfalt der Schöpfung
wird bereits in den ersten Zeilen der Bibel be-
schrieben und von Gott für gut befunden: «Das
Land brachte junges Grün hervor, alle Arten von
Pflanzen, die Samen tragen, alle Arten von Bäu-
men, die Früchte bringen mit ihrem Samen darin.
Gott sah, dass es gut war.» (Gen 1,12)
Wild ist gut für Tiere
Je wilder eine Umgebung ist, je mehr heimische
Pflanzen und Gehölze angepflanzt sind, desto
mehr Wildtiere werden sich ansiedeln. Darum
sind auf dem Kirchenareal «unordentliche Ecken»
wie Stein-, Sand- und Altholzhaufen, Trockenmau-
ern, Hecken, Magerrasen, Inseln mit verfilztem
Altgras und Weiher sehr wichtig. Sie dienen In-
sekten, Amphibien und Reptilien als Lebensraum.
Unterschlupfstrukturen und strukturierte, natur-
nahe Bereiche sind wichtige Inseln in der versie-
gelten Siedlungslandschaft. Auch sollten keine
Gifte wie Pflanzenschutzmittel oder Schnecken-
körner verwendet werden.
Kleintierfallen beseitigen
Über 70 Prozent der Amphibienarten der Schweiz
sind gefährdet. Oft fallen Frösche und Molche in
Kellerschächte, Treppenabgänge oder Brunnen,
aus welchen sie nicht mehr hinauskommen. Sol-
che Gefahren lassen sich oft relativ einfach besei-
tigen: Kellerschächte können mit einem sehr fein-
maschigen Fliegengitter abgedeckt werden. Ein
griffiges Holzbrett oder eine Rampe aus Lochblech
kann Tieren den Ausstieg aus Kellerabgängen er-
möglichen. Bei Betonbecken, die nicht bis oben
mit Wasser gefüllt sind, oder bei Brunnentrögen
können ähnliche Ausstiege oder Rampen montiert
werden, die den Amphibien einen Ein- und Aus-
stieg ermöglichen. In Tümpeln und Weihern sol-
len keine Fische geduldet werden, weil diese Eier
und Larven der Amphibien fressen.
Wildbienen und Schmetterlinge finden in ste-
rilen Gärten mit exotischen Pflanzen kaum Nah-
rung. Für Bienen und Hummeln sind Wildblumen
wertvoll, Schmetterlinge freuen sich hingegen
über Disteln und Brennnesseln.
Informieren
Wichtig ist, dass der Kirchgemeinderat und die
Gartenverantwortlichen hinter dem Konzept einer
naturnahen Umgebungsgestaltung stehen. Mit
Vorträgen und Exkursionen oder mit Informations-
tafeln können Kirchgemeindemitglieder über den
Sinn der ökologischen Umgebungsgestaltung in-
formiert werden.
Weitere Informationen:
www.oeku.chLiteraturempfehlung: Kurt Aufdereggen et al.:
Es werde grün. Umwelthandbuch
für Kirchgemeinden, oeku/rex 2015, Fr. 34.80,
ISBN 978-3-7252-0967-5
* Claudia Baumberger, Biologin oeku
©Claudia Baumberger
U M G E B U N G S G E S T A L T U N G
Vielfältige Lebensräume
Eine naturnahe
Umgebungsgestal-
tung bietet Lebens-
räume für Tiere.
Créer un environ-
nement favorable
à la vie animale.