27
ENSEMBLE 2015/1 —– Dossier
comme le souligne David Leutwyler, responsable
de la Maison des religions: «Se confronter à d’autres
manières de penser est souvent le moyen de réflé-
chir à sa propre appartenance.»
D
Nicolas Meyer
–
Die Ankunft von Migran-
ten mit unterschiedlichen Konfessionen
wirft die Frage nach der Religionsvielfalt in
unserer Gesellschaft auf. Welchen Platz sollen
die verschiedenen muslimischen Gemeinschaf-
ten, die Hindus oder die vielfältigen afrikani-
schen Kirchen einnehmen? Politik und Landes-
kirchen spielen in dieser Frage eine zentrale
Rolle.
In seiner Stellungnahme zum Bericht des Berner
Regierungsrates plädiert der reformierte Pfarrver-
ein Bern-Jura-Solothurn dafür, dass der Kanton
eine aktive Religionspolitik betreibt. Er findet es
entscheidend, die gegenwärtige Diversifizierung
auch aus religiöser Sicht zu betrachten. Es sei auch
nötig, das Potenzial jener Religionen und Welt-
sichten zu stärken, die den Frieden fördern und
dem Gemeinschaftswohl dienen. Anstatt sich aus
kirchlichen Angelegenheiten zurückzuziehen,
solle der Kanton seine Rolle für den Erhalt des
Religionsfriedens beibehalten. Gemäss Philippe
Kneubühler, dem Vizepräsidenten des Pfarrvereins,
sind sich die Berner Kantonsvertreter der Vorteile
nicht bewusst, Pfarrer in ihren Rängen zu haben,
die Spezialisten für spirituelle Fragen sind und oft
bereits Erfahrungen mit Einwanderern haben. Der
Pfarrverein würde auch die Anstellung und Aus-
bildung von Geistlichen anderer Konfessionen
unterstützen wie beispielsweise von Imamen.
Gegenseitiges Vertrauen
Die Synode der Reformierten Kirchen Bern-Jura-
Solothurn bekräftigte Ende Mai, dass sie sich nach
wie vor für den interreligiösen Dialog einsetzt,
auch wenn das Anerkennungsgesetz vorerst vom
Tisch ist. Seit 2011 verleiht die Fachstelle Migrati-
on einen Förderpreis an Personen oder Gruppen,
die ein herausragendes Projekt im Migrationsbe-
reich lanciert haben. Am vergangenen 18. März
wurde dieser Preis an «Zusammen Kirche sein»
verliehen. Die Gruppierung vereint in der Stadt
Biel etwa ein Dutzend afrikanischer Kirchen, dazu
Mitarbeitende der reformierten Kirchgemeinden
und der methodistischen Kirche. Trotz der sprach-
lichen, ethnischen und konfessionellen Unter-
schiede pflegen die Mitglieder Beziehungen auf
Basis des gegenseitigen Vertrauens. Es werden
regelmässig Bibellesungen und gemeinsame Un-
ternehmungen wie Gesprächsrunden, Feiern oder
Mahlzeiten organisiert.
Ein Zukunftsentwurf?
Das im vergangenen Dezember eröffnete Haus
der Religionen in Bern vereint mehrere Gemein-
schaften unter einem Dach. Neben verschiedenen
Kultstätten stehen auch Mehrzweckräume zur Ver
fügung, in denen Konferenzen, Gesprächsrunden
und Filmvorführungen organisiert werden kön-
nen. Alles Aktivitäten, die den Dialog und den
Austausch fördern. Das Team vor Ort war wäh-
rend der ersten sechs Betriebsmonate hochaktiv.
Allein im Monat Mai gab es über sechzig Besuche,
mit teilweise über fünf Besuchen an einem Tag.
Schweizerische, englische, deutsche und selbst
türkische Medien haben über diesen neuen Ansatz
berichtet. Die Medienpräsenz ist ein Mittel, um
den Auftrag des Hauses der Religionen zu erfüllen.
Denn es versteht sich auch als Ort, der die Gesell-
schaft als Ganzes für die Religionen sensibilisiert.
Das Projekt, das auch von den Reformierten Kir-
chen Bern-Jura-Solothurn unterstützt wird, will
nicht alle über einen Kamm scheren. Im Gegenteil:
Es soll Unterschiede aufzeigen, um einen kon
struktiven Dialog aufzubauen. Das bietet auch die
Möglichkeit, zu seinen eigenen Wurzeln zurück-
zufinden, wie David Leutwyler, der Leiter des
Hauses der Religionen, betont: «Oft bewirkt die
Auseinandersetzung mit anderen Denkarten, dass
man über seine eigene Herkunft nachdenkt.»
© Patrick Lüthy, Imagopress.com
Musulmans en prière à la mosquée de Langenthal.