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Dossier —– ENSEMBLE 2015/1
Hansruedi Spichiger, Präsident Kirchgemeinde
verband des Kantons Bern
— Der Vorstand des Kirch-
gemeindeverbandes stellt fest, dass sich das heuti-
ge Modell der Partnerschaft zwischen Kirche und
Staat grundsätzlich bewährt hat. Die administrati-
ve Zusammenarbeit zwischen den Kirchgemeinden
und Landeskirchen mit den kantonalen Behörden
und Instanzen bewirkt einen von Respekt gepräg-
ten Austausch. Dieser fördert das gegenseitige Ver-
ständnis und bildet eine solide Vertrauensbasis.
Indem der Kanton die Löhne der Geistlichen finan-
ziert und auch die Personaladministration erledigt,
bietet er der Pfarrschaft eine strukturelle Sicher-
heit. Eine weitere Frucht dieser Verbindung: das
im Kanton Bern ausgeprägte und gut verankerte
ökumenisch-offene Verständnis. Denn alle Landes
kirchen werden zur Kenntnis genommen und sind
den gleichen Rahmenbedingungen unterstellt.
Die Partnerschaft zwischen dem Staat und «sei-
nen» Landeskirchen wird trotz anderslautenden
Absichten und Beteuerungen durch eine stärkere
Entflechtung der Aufgaben mit Sicherheit beein-
trächtigt. Denn, wenn sich zwei Nachbarn vonei-
nander distanzieren, zieht das zwangsläufig eine
gewisse Entfremdung mit sich.
Positive Signale
Der Vorstand des Kirchgemeindeverbandes res
pektiert andererseits das Recht des Kantons, das
Verhältnis zwischen Kirche und Staat zu moder
nisieren. Er sieht darin sogar gewisse Chancen.
Ausdrücklich begrüsst der Vorstand, dass die ver
fassungsmässigen Eckwerte der bestehenden
Partnerschaft für die Kirchgemeinden intakt blei-
ben sollen. Dazu gehören etwa die Steuerhoheit
und das Recht, ihre Pfarrpersonen selbst zu wählen.
Ebenfalls positiv zu werten ist, dass mit der Weiter-
entwicklung keine weitere Sparvorlage beabsich-
tigt ist und dass die legitimen Ansprüche der Lan-
deskirchen und der Kirchgemeinden auf das an den
Kanton abgetretene Kirchengut anerkannt werden.
Auch begrüsst der Kirchgemeindeverband die ne-
gative Zweckbindung der Steuern von juristischen
Personen. Diese lässt sich administrativ leichter
handhaben als eine positive Zweckbindung.
Der Vorstand des Kirchgemeindeverbandes
versteht die Absicht des Regierungsrates insge-
samt so, dass das heutige Verhältnis zwischen
Kirchen und Staat optimiert werden soll. Dies um
dem Sinn und Zweck der Partnerschaft zu dienen
und die Eigenverantwortung der Landeskirchen
zu stärken. Er ist deshalb zu einer konstruktiven
Mitarbeit bereit.
Breite Abstützung
Als einzige ökumenisch ausgerichtete Organi
sation, die über 90 Prozent sämtlicher Kirchge-
meinden umfasst, versteht sich der Kirchgemein-
deverband als legitime Interessensvertretung der
Kirchgemeinden. Entsprechend setzt er sich dafür
ein, dass die Stellung der Kirchgemeinden, ihre
Rechte und ihre wirtschaftliche Basis zur Erfüllung
ihres volkskirchlichen Auftrages gewahrt bleiben.
Der Kirchgemeindeverband ist bestrebt, die
Landeskirchen beim bevorstehenden Entwick-
lungsprozess zu unterstützen. Dabei wahrt er aus-
drücklich die Interessen seiner Mitglieder. Der
Kirchgemeindeverband erwartet auch, dass er wie
bisher als Stimme der Kirchgemeinden in den Ent-
wicklungsprozess einbezogen wird.
Der Kirchgemeindeverband versteht gleich
zeitig auch die Ängste der Pfarrschaft, die jeder
Veränderungsprozess mit sich bringt. Wichtig ist
zurzeit eine gewisse innere Gelassenheit, denn
man steht erst ganz am Anfang eines mehrjähri-
gen Prozesses. Bis die Gesetzesänderungen stehen
und in Kraft treten, kann es gut vier Jahre dauern.
F
P O S I T I O N D E S P A R O I S S E S
Pour un dialogue constructif
Hansruedi Spichiger, président de l’Association des
paroisses du canton de Berne (ADP)
–
L’Association
des paroisses du canton de Berne est prête à en-
tamer des négociations constructives sur une
plus grande séparation entre l’Eglise et l’Etat.
Elle y voit des risques, mais aussi des atouts. Elle
appelle à une certaine sérénité dans ce débat.
Le comité de l’Association des paroisses du canton
de Berne (APD) constate que le modèle actuel de
partenariat entre Eglise et Etat a fait ses preuves.
La collaboration administrative entre paroisses et
Eglises nationales d’une part, et autorités et ins-
tances cantonales de l’autre se traduit par un
échange empreint de respect. Ce dialogue favorise
Für einen konstruktiven Dialog
Der Kirchgemeindeverband des Kantons
Bern signalisiert Gesprächsbereitschaft
für konstruktive Verhandlungen über die
Entflechtung von Kirche und Staat. Er
sieht dabei Risiken, aber auch Chancen, und
ruft zu einer gewissen Gelassenheit auf.
S T E L L U N G N A H M E K I R C H G E M E I N D E N