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Fokus —– ENSEMBLE 2016/8
Nach einer eher zufälligen kirchlichen Be-
gegnung haben Jugendliche aus San Nicolás
de Bari in Kuba und aus Solothurn zu einer
Partnerschaft zusammengefunden. Im Zen-
trum stehen dabei eine offene Kirche und
Fragen rund um Gerechtigkeit, Frieden und
Bewahrung der Schöpfung. Dem «exempla-
rischen Projekt» wurde Ende April ein Förder-
preis der OeME* verliehen.
Von Karl Johannes Rechsteiner
Als die Solothurner Pfarrerin Alexandra Flury-
Schoelch 2009 von einem mehrmonatigen Einsatz
in Kuba nach Hause zurückkehrte, hatte sie einige
Briefe von Jugendlichen der presbyterianischen
Kirchgemeinde aus San Nicolás im Gepäck. Die
jungen Leute baten um eine Partnerschaft mit
einer Jugendgruppe in der Schweiz.
Luca Strebel war dabei, als die Pfarrerin das
Anliegen in der Jugendgruppe «Together» der
Kirchgemeinde Solothurn zur Sprache brachte.
«Wir witzelten, dass wir weder Land und Leute
kennen würden und kaum spanisch sprechen»,
erinnert sich der junge Mann. «Dann komme er
aber auch mal mit auf eine Reise, hat er vorlaut
kommentiert», schmunzelt Alexandra Flury. Es
vergingen wenige Monate, da wurde aus der Idee
Realität. Bereits 2010 sass «Pastora Alexandra»
diesmal mit Luca Strebel und Magdalena Rieder
im Flugzeug nach Kuba, die seither zum engagier-
ten Kern der Partnerschaft gehören.
Partnerschaft mit Kontinuität
Was eher spontan begann, ist zu einer Entwick-
lungs-Partnerschaft geworden. Im Mittelpunkt
stehen nicht materielle Fragen, sondern ein Aus-
tausch auf Augenhöhe. Die Zusammenarbeit von
Menschen aus unterschiedlichen Erdteilen und
Kulturen öffnet die Augen für andere Lebensrhyth-
men und Weltanschauungen. Es gab auch schon
Gegenbesuche in der Schweiz, und die Solothur-
ner Jugendlichen der ersten Reise haben einen
Freundeskreis gegründet, welcher der Partner-
schaft Kontinuität gibt.
Heute sind gut 30 Jugendliche und junge Er-
wachsene aus Solothurn zwischen 16 und gut 30
Jahren beteiligt. Einige waren auf einer Reise in
Kuba, andere machen lokal mit. Dies beeindruckt
Hannes Liechti, Regionalkoordinator von missi-
on21 bei den Reformierten Kirchen Bern-Jura-So-
lothurn: «Die Reisen sind nicht touristisch, son-
dern sind Möglichkeiten für Begegnungen,
Austausch und gegenseitiges Lernen.»
Luca Strebel etwa hat die dortige Kirche als
Mittelpunkt des Lebens kennengelernt, als Treff-
punkt und Heimat. Diese Erfahrungen bringt der
heute in Zürich Politikwissenschaft studierende
junge Mann auch in seine Kirchgemeinde: «Ich
setze mich für eine offene Kirche ein.» Es war auch
nicht die Pfarrerin, die im Hintergrund die Fäden
fürs Projekt spann, sondern die jungen Frauen und
Männer aus der Jugendgruppe selber.
Freundschaften wirken nach
Wie die gegenseitige Befruchtung durch unter-
schiedliche Kulturen und Menschen die jugendli-
chen Solothurner in ihrer Partnerschaft mit San
Nicolás fasziniert, zeigt beispielsweise die Gruppe,
die erst kürzlich nach Kuba flog – in einem span-
nenden Blog teilt sie ihre Erfahrungen vom Feb-
ruar 2016 mit andern.
Wenn die Jugendgruppe «Together» für ihr
Engagement Ende April den OeME-Förderpreis
bekam, bestätigt dies ihren An-
satz einer entwicklungspoliti-
schen Partnerschaft. Auch der
Kirchgemeinde Solothurn stehe
ein Teil der Auszeichnung zu,
meint Hannes Liechti. Sie schuf
den Freiraum fürs Projekt und
motivierte damit die Jugendli-
chen, die jetzt bereits ein paar
Jahre dranblieben an der Part-
nerschaft. Die Freundschaften
mit Kuba wirken nach.
* Fachstelle Oekumene, Mission und
Entwicklungszusammenarbeit
O E M E - F Ö R D E R P R E I S
Kuba ganz nahe
© Together
Die Jugend-
gruppe renovierte
zwei Häuser.
Le groupe de
jeunes rénove deux
maisons.