Previous Page  8 / 32 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 8 / 32 Next Page
Page Background

8

Dossier —– ENSEMBLE 2017/20

mit den kantonalen Behörden, den Kirchenbehör-

den und den betreffenden Institutionen angebo-

ten. Die Kirchen bieten aber auch Unterstützung

für Paare in schwierigen Situationen sowie für

deren Familien, die sie – unabhängig von der Kon-

fession – juristisch oder psychologisch beraten.

Diese Beratungsdienste unterstützen beispiels-

weise auch Menschen in Verschuldungssituatio-

nen. Die Strassenseelsorge ist für Menschen da,

die sich in einer wirtschaftlichen Notlage befin-

den oder Drogenprobleme haben. Die Kirchen

kümmern sich zudem um Personen mit einer Be-

hinderung, insbesondere um Personen mit einer

Hörbehinderung, denen sie Kurse in Gebärden-

sprache oder massgeschneiderte Aktivitäten an-

bieten.

Internationale Solidarität

Die soziale Rolle hört aber nicht bei den Landes-

grenzen auf. Die Kirchen unterstützen weltweit

Personen in Not, sei es durch ihr Engagement

in bestimmten Ländern oder im Rahmen der

internationalen Ökumene. Die OeME-Fachstelle

(Ökumene, Mission, Entwicklung) setzt die Be­

ziehungen zu Kirchen, Hilfswerken, Missions­

werken sowie verschiedenen Organisationen und

Bewegungen an verschiedenen Orten der Welt

konkret um. Dies etwa in Guatemala, Sri Lanka,

Israel, Palästina oder Ägypten. Die Aufgabe der

Kirchen ist es, den interreligiösen Dialog und die

ökumenischen Beziehungen aufrechtzuerhalten

und sich für mehr Gerechtigkeit in der Welt ein-

zusetzen. In unserem Land gehören die Kirchen

zu den letzten offiziellen Institutionen, die gegen

den Widerstand und die Ängste gegenüber Asyl­

suchenden ankämpfen und sich für eine faire

sowie menschliche Migrations- und Flüchtlings-

politik einsetzen. «Jede Kirchgemeinde verfügt in

ihrem Budget über einen Posten zugunsten der

internationalen Solidarität, auch wenn die Beträ-

ge angesichts des Rückgangs der finanziellen

Mittel tendenziell kleiner werden», unterstreicht

Matthias Zeindler.

Unterstützung der Kultur

Die Kirchen haben aber auch eine kulturelle Rol-

le. Dies vor allem deshalb, weil die Kultur des

Abendlandes vom Christentum geprägt ist. Die

Kirchen sind Bewahrer dieser Traditionen, und

innerhalb ihrer Mauern ertönen oft Chorgesänge,

Orgelkonzerte oder andere liturgische Musikfor-

men. In Kirchen oder Kirchgemeindehäusern wer-

den Theaterstücke, Filme, literarische Lesungen,

Tanzaufführungen oder Ausstellungen durchge-

führt. Von den Fenstern der Räumlichkeiten der

Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn in Bern

sind Glockentürme von fünf verschiedenen Kir-

chen zu sehen. Die kirchlichen Gebäude prägen

das Bild und die visuelle Identität der Bundesstadt.

Die Kirchgemeinden seien für ihre Aktivitäten ge-

nau genommen nicht wirklich auf so viele Gebäu-

de angewiesen, bemerkt Matthias Zeindler. So

kostet etwa das Münster Millionen von Franken,

und die reformierten Kirchen könnten erhebliche

Einsparungen machen, wenn sie das Münster

abtreten würden. Allerdings wäre niemand mit

einem derartigen Vorschlag einverstanden. Der

Professor sieht darin ein Zeichen für die Verbun-

denheit der Bevölkerung mit dem kirchlichen

Erbe. Auf der anderen Seite unterstützen die Kir-

chen moderne Kunst und fördern architektonische

Innovationen.

Das Durchgangs-

zentrum in Riggis-

berg entstand

auch durch das

Engagement der

Kirchgemeinde:

Der Bundesrat

würdigte das

Projekt mit einem

Besuch.

Le centre de tran-

sit à Riggisberg

a également été

réalisé grâce

à l’engagement

de la paroisse:

Le Conseil fédéral

a loué ce projet et

lui a rendu visite.

©Keystone/PeterSchneider