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ENSEMBLE 2015/3 —– Fokus
Lucien Boder, Synodalrat und Departements-
chef Theologie, erklärt einen aktuellen
Beschluss des Synodalrats. Darin geht es um
eine klare Abgrenzung gegenüber
freien Ritualberaterinnen und -beratern.
Interview von Adrian Hauser
Herr Pfarrer Boder, neben
Geistlichen nehmen heu-
te auch freie Ritualbe
raterinnen und -berater
Beerdigungen vor. Was
für einen Hintergrund
haben diese Personen?
Das können durchaus
Leute sein, die einmal
Theologie studiert ha-
ben. Aber grundsätzlich
kann sich jeder und jede
Ritualberater oder Ritu-
alberaterin nennen. Das
ist kein geschützter Titel.
Der neue Entscheid des
Synodalrats kam auf-
grund eines Ereignisses
im Seeland zustande.
Dort trat ein Katechet als Ritualberater auf. Es
sollte aber klar deklariert werden, wann man die
Kirche vertritt und wann man auf dem freien
Markt als Freiberufler auftritt.
Für wen gilt das Konkurrenzverbot, das der Syno-
dalrat am 13. August beschlossen hat?
Das ist eigentlich eine Bestätigung eines frü-
heren Entscheides. Ganz klar gilt das für Pfarre-
rinnen und Pfarrer, für die es schon seit Langem
in der Dienstanweisung verankert ist. Aber es gilt
auch für Sozialdiakoninnen und -diakone sowie
für Katechetinnen und Katecheten. Unsere Gründe
dafür sind ekklesiologisch. Nach unserer Auffas-
sung funktioniert die Kirche so, dass alle kirchli-
chen Mitarbeitenden dem Ganzen der Kirche ver-
pflichtet sind und deshalb keine Nebentätigkeit
ausüben dürfen, die mit ihrer kirchlichen Aufgabe
nicht vereinbar ist.
Welche Überlegungen stehen hinter diesem Ent-
scheid?
Wir wollen damit signalisieren, dass wir ein
wichtiges Angebot haben, bei dem der Mensch im
Zentrum steht. Der Kirche ist es deshalb wichtig,
dass ihre Gottesdienste von gut ausgebildetem,
erfahrenem Personal geleitet werden. Wir möch-
ten nicht, dass es Konfusionen gibt. Und wir möch-
ten nicht mit Leuten verwechselt werden, bei
denen eine ganz andere Botschaft im Zentrum
steht und verkündet wird.
Wer darf neben Pfarrerinnen und Pfarrern gottes-
dienstliche Handlungen vornehmen?
Das sind Prädikantinnen und Prädikanten,
Katechetinnen und Katecheten mit bestimmten
Aufträgen oder Sozialdiakoninnen und -diakone,
die eine entsprechende Ausbildung haben. Abdan-
kungen werden nur von Pfarrerinnen und Pfarrern
gehalten. Dies, weil Beerdigungen eine eminent
wichtige seelsorgerische Komponente haben.
Was ist die Stärke von kirchlichen Bestattungen?
Das Christentum hat einen Standpunkt dem
Tod gegenüber, der nicht überall in der Gesell-
schaft so vertreten ist. Das darf man als Hoffnungs-
träger noch klarer sagen. In unserer Perspektive
ist der Tod nicht einfach der Schlusspunkt von
«WIR MÖCHTEN
NICHT
VERWECHSELT
WERDEN»
FREIE RITUALBERATERINNEN UND -BERATER
«NOUS NE VOUDRIONS PAS ÊTRE
CONFONDU
»
CÉLÉBRANTS DE RITUEL LAÏC
Lucien Boder
©Michael Stahl