Wort auf den Weg

 

Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat. Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen.
Matthäus 6, 34

Mir fällt auf, dass viele Menschen erschöpft sind. Die Ursachen können ganz verschieden sein. Vielleicht ist es die schiere Menge an Aufgaben, die wir (meinen) erfüllen (zu) müssen. Das Gefühl im Hamsterrad zu drehen und nie ans Ziel oder zur Ruhe zu kommen. Vielleicht auch das Gefühl, nicht genug gut zu sein und darauf mit noch mehr Leistungswillen zu reagieren. Vielleicht sind es grosse Sorgen, die auf Menschen lasten, erdrückende Lebenssituationen, Ausweglosigkeit, Krankheit. Auch Leere und Sinnlosigkeit zu empfinden, kann uns erschöpfen. Oder psychischen Schmerz zu spüren, der manchmal so weh tut, wie eine offene Wunde. Manchmal prasseln auch einfach zu viele Eindrücke auf uns nieder. Auf allen möglichen Kanälen ploppen Meldungen auf. Das aktuelle Kriegsgeschehen ist besonders schwer auszuhalten. Auch das kann uns erschöpfen.

Ich schreibe diese Zeilen auch aus eigener Erfahrung. Ich weiss, dass es nicht so einfach ist, aus einer Erschöpfung wieder herauszukommen. Die Zeichen frühzeitig zu erkennen, sich jemandem anzuvertrauen, Selbstsorge walten zu lassen, kann helfen. Mir hilft auch der oben genannte Gedanke. Es entlastet mich, einfach mal sagen zu dürfen «es ist genug für heute» und auf den nächsten Tag zu vertrauen – mit aller Offenheit, was dieser mir bringen wird. Es bedeutet auch, dass es legitim ist, eine Sache mal ruhen zu lassen, nicht für alles eine Antwort oder eine Lösung zu haben, etwas schrittweise und in verdaulichen Häppchen anzugehen. Dabei dürfen wir zuversichtlich sein, dass immer wieder ein neuer Morgen anbricht und die Kraft zurückkehrt.

Ursula Marti


Reformierte Kirchen Bern-Jura-Solothurn

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