Weitergabe des Glaubens an Kinder
Standpunkt des Synodalrats (2017)
Kinder sollen spüren, dass sie willkommen sind und dass Gott es gut mit ihnen meint. Dabei spielen Haltung und Erwartungen der Erwachsenen, die sie begleiten, eine entscheidende Rolle. Belehrungen und moralische (Über-)forderungen zielen an einer gesunden Entwicklung der Heranwachsenden vorbei. Kinder vor eine Glaubensentscheidung zu stellen, ist nicht altersgerecht.
«Von Gott bewegt – den Menschen verpflichtet»; diese Grundhaltung der Vision Kirche 21 prägt auch die religionspädagogische Begleitung von Kindern in unserer Landeskirche. Die «Weitergabe des Glaubens» gilt als eine der zentralen kirchlichen Aufgaben. Um diese zu erfüllen, zielt die Kirche darauf, biblische Texte und kirchliche Tradition sinnstiftend mit der Lebenswirklichkeit heutiger Menschen zu verbinden.
Wer in der Bibel Hinweise auf eine mögliche Haltung im religionspädagogischen Handeln sucht, findet sie in Geschichten, in denen Kinder eine wesentliche Rolle spielen, und in der Botschaft von der Zuwendung Gottes zu allen Menschen. Eine Geschichte, die diese beiden Perspektiven in exemplarischer Weise verbindet, ist die Segnung der Kinder durch Jesus (Mk 10,13–16). Die Jünger wollen die Mütter mit ihren Kindern von Jesus fernhalten. Jesus jedoch wehrt sich gegen diese Geringschätzung der Kinder. Er ruft sie zu sich und wendet sich ihnen liebevoll und segnend zu. Religionspädagogisch beachtenswert sind dabei die bedingungslose Annahme der Kinder und die Segenshandlung. Jesus fragt weder nach religiösem Wissen noch nach Haltung und Glauben, sondern lässt die Kinder spüren, dass sie bei Gott willkommen sind. Der Abwertung stellt er ein unbedingtes Ernstnehmen entgegen.
Heute gehört zu einem solchen Ernstnehmen das Wissen um die entwicklungspsychologischen Voraussetzungen der Kinder und die Akzeptanz einer Vielfalt von möglichen Glaubensinhalten und Glaubenshaltungen. Es kann nicht darum gehen, Kinder zu einem von Erwachsenen definierten «Glauben» hinzuführen. Vielmehr besteht die Aufgabe der kirchlichen Begleitpersonen darin, eine kindgerechte Form der Weitergabe des Glaubens zu finden. Sie sollen den Kindern Räume bieten, in denen unterschiedliche religiöse Ausdruckformen erprobt werden können. Und sie sollen sie in spezifischen Lernarrangements dazu anregen, eigene Gottes, Jesus- und Weltbilder zu entwickeln und ein für die Lebensbewältigung hilfreiches Glaubens- und Lebenskonzept aufzubauen. Hier braucht es Sensibilität, die genau beobachtet, wie Kinder auf erwachsene Weltdeutungen reagieren. Kinder müssen sich selbst in Beziehung zur Welt setzen können. Dabei ist zu beachten, dass sich Glaube, gleich wie Werte und Anschauungen, ein Leben lang verändern. Auch Zweifel gehören unabdingbar zum Prozess der religiösen Entwicklung. Die meisten Entwicklungstheorien rechnen mit einer Phase grösserer Distanz, bevor widersprüchliche Erfahrungen und Spannungen in ein religiöses Weltbild integriert werden können.
Kinder verantwortungsvoll auf ihrem Glaubensweg zu begleiten, heisst
- sie zu ermutigen, selbstständig zu Glaubensinhalten Stellung zu nehmen,
- und in ihnen das Vertrauen zu stärken, dass kritische Gedanken und Zweifel die Beziehung zu Gott bzw. das Aufgehoben-Sein im Leben nicht gefährden.
Referent des Synodalrats: Philippe Kneubühler
Weiterführende Links
Zum Thema «Religionspädagogisches Handeln»
Zum Thema «Weitergabe des Glaubens»
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