Konzernverantwortungsinitiative
«Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt…»
Standpunkt des Synodalrates zur Konzernverantwortungsinitiative (2020)
Worum es geht
Die Konzernverantwortungsinitiative hat zum Ziel, dass Schweizer Konzerne und ihre Tochterfirmen auch bei ihrer Tätigkeit im Weltsüden Menschenrechte respektieren und Umweltrechte einhalten. Personen, die im Ausland von Konzernen geschädigt worden sind, sollen die Möglichkeit erhalten, in der Schweiz eine Klage einzureichen. Konzerne müssen neu für Menschenrechtsverletzungen oder Umweltverschmutzung ihrer Tochterfirmen haften. Menschen, die für Schweizer Firmen tätig sind, sollen im In- und Ausland nach denselben Prinzipien behandelt werden.
Eine breite Koalition aus Wirtschaft, Politik und Hilfswerken unterstützt das Anliegen der Konzernverantwortungsinitiative. Auch in den Kirchen wird die Initiative von zahlreichen Kirchgemeinden, Einzelpersonen und Landeskirchen mitgetragen, darunter die Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn.
«Solidarisch mit den Leidenden»
In der Bibel begegnet uns durchgehend eine klare Parteinahme Gottes für die Armen. Das zentrale Ereignis des Alten Testaments ist die Herausführung des Volkes Israel aus der Sklaverei in Ägypten. Daraus leitet sich für das Volk Gottes das Gebot ab, auch die Heimatlosen, die bei ihm Zuflucht suchen, zu schützen: «Einen Fremden sollst du nicht quälen. Denn ihr wisst, wie dem Fremden zumute ist, seid ihr doch selbst Fremde gewesen im Land Ägypten» (Ex. 23,9). Die Propheten wenden sich regelmässig gegen eine Oberschicht im Lande, die sich auf Kosten der Schwachen bereichert. Der Weg Jesu, wie ihn das Neue Testament schildert, ist ein konsequenter Weg zu denen, die benachteiligt sind: Kranke, Arme, Frauen, Kinder. Den Höhepunkt dieser Linie bildet die grosse Rede des Weltenrichters, wo Jesus spricht: «Amen, ich sage euch: Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan» (Mt. 25,40).
Die reformierte Tradition hat diese biblische Linie aufgenommen. In Calvins Genf wurden Tausende von Flüchtlingen aufgenommen, in Zwinglis Zürich eine umfassende Sozialgesetzgebung eingeführt. Bei Zwingli finden wir auch eine pointierte Kritik am Söldnerwesen. Es war für den Zürcher Reformator nicht denkbar, dass ein Unterschied gemacht wird beim Umgang mit Menschen in der eigenen Stadt und in Kriegsgebieten.
Zu dieser biblisch-theologischen Tradition bekennt sich unsere Kirche, wenn sie es in ihrer Verfassung als Auftrag ihres Herrn bezeichnet, «alles Unrecht sowie jede leibliche und geistige Not und ihre Ursachen» zu bekämpfen. Und wenn sie in ihrer Vision bekräftigt: «Solidarisch mit den Leidenden».
Ein pragmatischer Weg
Der Synodalrat ist überzeugt, dass die Konzernverantwortungsinitiative ein pragmatischer Weg ist, um die Rechte benachteiligter Menschen in den Ländern des Südens wirksam zu schützen. Er verbindet damit keinen Generalverdacht mit der Tätigkeit von Schweizer Konzernen im Ausland, er ist sich bewusst, dass die Mehrheit von ihnen fair wirtschaften. Was die Initiative erreicht, sind «gleichlange Spiesse» zwischen denjenigen Firmen, die ihre Verantwortung wahrnehmen, und solchen, die dies um der Gewinnmaximierung willen nicht tun. Eine allgemeinverbindliche Regelung von Standards wirtschaftlichen Handelns liegt deshalb gerade im Interesse von verantwortungsbewussten Unternehmern. Aus diesem Grund bekommt die Konzernverantwortungsinitiative auch aus diesen Kreisen breite Unterstützung.
Referent des Synodalrats: Ueli Burkhalter
Medienmitteilung
Stellungnahme Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz, EKS
Medienmitteilung «Platz für unterschiedliche Auffassungen»
Veranstaltungen
Berner Klima Debatte
Entdeckungen im Kulturgüterraum
Chor der Nationen