Bewährtes pflegen – Räume offnen
Zu einer erweiterten Nutzung kirchlicher Gebäude
Standpunkt des Synodalrats (2019)
Die öffentliche Bedeutung kirchlicher Gebäude und die aktuellen Herausforderungen
Kirchen prägen das Bild unserer Städte und Dörfer. Sie liegen in der Regel an zentralen Plätzen und prägen die Identität einer Ortschaft entscheidend mit. Theologisch gesehen weisen Kirchen auf unser Vertrauen hin, dass Gott mitten unter uns ist. Viele Menschen verbinden prägende Ereignisse in ihrem Leben wie Taufen oder Hochzeiten mit den Kirchengebäuden. Auch Menschen, die nicht Kirchenmitglied sind, schätzen sie als besondere Orte, wo man zur Ruhe kommen kann und für das Wohl anderer betet.
Vielen Kirchgemeinden ist es ein Anliegen, gastfreundlich ihre Kirche zu öffnen. Sie leben damit unserer Kirchenordnung nach, die besagt, dass Kirchen wenn immer möglich wenigstens tagsüber offen sein sollen.
Weitere Gebäude unserer Kirchgemeinden sind Kirchgemeindehäuser, Pfarrhäuser und Gemeinschaftszentren. Der Unterhalt kirchlicher Gebäude bedeutet oftmals eine finanzielle Herausforderung. Wie viele Gebäude kann und soll sich eine Kirchgemeinde noch leisten, wenn sie wesentlich weniger Mitglieder hat als noch vor 50 Jahren? Was kann eine Kirchgemeinde tun, wenn sie zum Schluss kommt, dass sie ein Gebäude nicht mehr finanzieren kann? Soll sie Räume vermieten, das Gebäude verkaufen oder sogar abreissen lassen? Was ist vom Denkmalschutz her überhaupt möglich? Wie gelingt es, eine gleichermassen getragene und tragfähige Entscheidung zur künftigen Nutzung eines kirchlichen Gebäudes zu treffen?
Die kirchlichen Gebäude haben eine hohe Bedeutung für die Öffentlichkeit. Ein sorgfältiger Umgang mit ihnen zeigt der Öffentlichkeit, wie wir uns als Kirche den Herausforderungen unserer Zeit stellen: Indem wir Bewährtes pflegen und zugleich im materiell-konkreten wie im ideellen Sinn Räume öffnen.
Die Vision Kirche 21 als Orientierungsrahmen
In Hinblick auf unsere kirchlichen Gebäude gilt es zum einen, sich selber als Kirche treu zu bleiben, damit ihre identitätsstiftende Kraft, in der Menschen seelisch Heimat finden, lebendig bleibt. Öffnet eine Kirchgemeinde vor diesem Hintergrund ihre Räume für andere christliche Gemeinschaften, für Spielgruppen, Kindergärten oder soziale Organisationen, werden die Gebäude zu lebendigen Zentren. Dabei gewinnt die Kirchgemeinde neben Einnahmen an Profil als gesellschaftliche Kraft, während das Gemeindeleben neue Möglichkeiten von inhaltlicher Zusammenarbeit erfährt.
Es gilt, die hohe Bedeutung unserer Gebäude für die Öffentlichkeit als Chance wahrzunehmen und in einen Dialog mit der Öffentlichkeit über ihre Nutzung zu treten. Das Gelingen und Finden überzeugender neuer Nutzungsformen hängt wesentlich vom Willen zum offenen Dialog und von der Zusammenarbeit mit geeigneten Partnerinnen und Partnern ab. Dabei ist von kirchlicher Seite besonderer Wert darauf zu legen, dass bei einer erweiterten Nutzung die Räume auch weiterhin öffentlich genutzt werden.
Kommunikation
Auf dem Weg zu einer neuen Nutzung ist erfahrungsgemäss intern, aber auch gegenüber der Gesamtbevölkerung eine umsichtige und gut geplante Kommunikation enorm wichtig. Gegenüber allen Betroffenen und Beteiligten ist Transparenz zu gewährleisten.
Es bewährt sich, besonders darauf zu achten, dass die von einer Liegenschaftsstrategie betroffenen Kirchgemeinden während des gesamten Prozesses massgeblich in Entscheidungen einbezogen sind. Denn die Kirchgemeinden sind es auch, welche die Veränderungen vor Ort umsetzen und für diese einstehen müssen.
Referentin des Synodalrats: Judith Pörksen Roder
Unterstützung und Beratung für Kirchgemeinden
Informationsbroschüre: Die Publikation «Erweiterte Nutzung kirchlicher Gebäude» von Johannes Stückelberger, Refbejuso 2019, ist als Praxishilfe für Kirchgemeinden geschrieben worden. Sie ist zu beziehen beim Bereich Gemeindedienste und Bildung.
Persönliche Beratung: Johannes Stückelberger, Kunsthistoriker, Fachbeauftragter Kirchenbau und gastfreundliche Kirche bei Refbejuso, kann für persönliche Beratungen angefragt werden (Mail)
Weiterführender Link: Film: Kirchenumnutzungen. Zweiter Schweizer Kirchenbautag. Tagungsbericht (Kurzfilm) 2017
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