Vision inklusive Kirche - Es ist normal, verschieden zu sein

Standpunkt des Synodalrats (2020)

Standpunkt in "leichter Sprache" (2021) *

Leben bietet eine unerschöpfliche Vielfalt. Wer unvoreingenommen auf Menschen zugeht, wird entdecken: „Es ist normal, verschieden zu sein.“ Dieser Leitsatz zu Vielfalt und Inklusion von Richard von Weizsäcker trifft sich mit biblischen Bildern und Visionen. Am Anfang der Bibel steht die Vorstellung der Gottebenbildlichkeit aller Menschen. Jesu Reden und Wirken zeigen eine Welt, in der alle gleichwertig dazugehören. Und das Paulus-Wortbild vom einen Leib und den vielen Gliedern (1Kor 12) macht deutlich: Es braucht unterschiedliche Eigenschaften und Begabungen, damit Gemeinschaft als Ganzes funktionieren kann.

Wolken-Wort-Bilder «Wir malen Emotionen»
Am 3. Dezember ist der Internationale Tag der Menschen mit Behinderung. Schülerinnen und Schüler, Unterstufe 1, der Heilpädagogischen Schule Region Thun gestalteten dazu, in Zusammenarbeit mit den Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn, einen besonderen Adventskalender

Eine inklusive Kirche geht von der Vision aus, dass alle Menschen an der kirchlichen Gemeinschaft teilhaben und sie mitgestalten können. Alle sind willkommen, alle begegnen sich wertschätzend und auf Augenhöhe. In einer inklusiven Kirche bietet sich die Chance, mit ganz unterschiedlichen Menschen unterwegs zu sein und sich durch die Verschiedenheit bereichern zu lassen.

Es ist nicht genug, nur an alle Menschen zu denken. Erst wenn alle von Anfang an miteinbezogen sind und sich selber einbringen können, werden ausgrenzende Strukturen sichtbar und neue Zugänge ermöglicht. Es geht nicht darum, Minderheitsgruppen zu „integrieren“, sondern den Blick auf alle Menschen zu erweitern.

Damit alle sich in der Gemeinschaft wohlfühlen und beteiligen können, brauchen Einzelne besondere Zuwendung und Angebote. Die Kirche hat eine jahrzehntelange Erfahrung damit, unterschiedliche Bedürfnisse ernst zu nehmen und darauf zu reagieren. Zu denjenigen, die besondere Aufmerksamkeit brauchen, gehören Menschen mit Behinderung. Sie bringen eine ungewohnte Dynamik in das Leben einer Kirchgemeinde. Menschen mit Behinderung bewusst einzubeziehen, ist Herausforderung und Chance zugleich. Wenn sie ihre besonderen Fähigkeiten und Ressourcen einbringen können, gestalten sie das Leben in der Kirchgemeinde mit und bereichern es.

Selbst bei individueller Begleitung bekommen in der grossen Gemeinschaft nicht alle, was sie nötig haben. Um sich bestmöglich entwickeln und das Lebensdienliche am Glauben für sich entdecken zu können, braucht es für manche Menschen auch spezielle Lern- und Erfahrungsräume. Sie müssen ihre Nähe und Distanz zur Gesamtgemeinschaft situationsgerecht selbst wählen können. Eine inklusive Kirche stellt sich der Spannung zwischen Gemeinschaft und Einzelnen, oder wie es der Leitsatz der Vision Kirche 21 formuliert: „Die Einzelnen stärken – Gemeinschaft suchen“. 

Eine inklusive Kirche zu sein, ist Aufgabe der Landeskirche und jeder einzelnen Kirchgemeinde. Es braucht den Willen, sich auf Veränderungen einzulassen sowie einzelne Personen, die dafür Verantwortung übernehmen. Der Synodalrat Refbejuso teilt die Vision von Inklusion und setzt sich für eine inklusive Kirche ein. So kann Kirche als bewahrende, gestaltende und sich entwickelnde Gemeinschaft unterschiedlichster Menschen unterwegs sein: Von Gott bewegt – den Menschen verpflichtet.

Referent des Synodalrats: Philippe Kneubühler


* In Zusammenarbeit mit "capito" Zürich

Standpunkt des Synodalrats «Arbeit mit Menschen mit Behinderung» (2011)


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