Wort auf den Weg
«Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang sei gelobet der Name des HERRN!» Psalm 113,3
Ist er ein Angeber? Der unbekannte Mensch im Wochenpsalm trägt dick auf mit seinem Gott: «Gelobt sei der Name des HERRN von nun an bis in Ewigkeit! Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang sei gelobet der Name des HERRN! Der HERR ist hoch über alle Völker; seine Herrlichkeit reicht, so weit der Himmel ist. (Psalm 113,2-4). Rühmen und Angeben ist ja nicht so die Sache von uns Reformierten. Das verbietet sich überhaupt für einen wohl erzogenen Menschen.
Und trotzdem, diese Worte haben für mich auch etwas überraschend Erfrischendes. Es sind irgendwie grossartige Worte. Mehr geht fast nicht mehr. Mir gefällt, wie der Psalmist, oder ist es gar eine Psalmstin, sich nicht schämt für Gott. Das macht mir Mut. Denn zur Zeit bin ich daran, mich für meine reformierte Kirche zu schämen. «In der reformierten Kirche brodelt es», titelt der Blick. Und alle Medien berichten von den gegenwärtigen Auseinandersetzungen in der schweizerisch-protestantischen Kirchenpolitik.
Zum Glück muss ich mich für meinen Gott nicht schämen. Er kennt keine Machtallüren und bei ihm gibt es keinen Machtmissbrauch, erzählt mir der Psalm. Umgekehrt: «Gott schaut nieder in die Tiefe, richtet den Geringsten aus dem Staube auf und erhöht den Armen aus dem Schmutz» (Verse 5-7). Auf einen solchen Gott bin ich auch stolz. Ihm vertraue ich gerne. Kirchenpolitik hin oder her.
Iwan Schulthess
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