Ich mag Kirchen. Sie sind für mich Symbole der Beständigkeit, drücken in Form, Ausgestaltung und Innenleben religiöse und kulturelle Vielfalt aus. Kirchen bedeuten eine Atmosphäre, wie sie andere Gebäude nicht haben, laden zum Innehalten ein, bedeuten Schutz. Sie ziehen mich an, überall auf der Welt.
Rund um den Thunersee gibt es 12 tausendjährige Kirchen. Diese stehen seit Jahrhunderten am gleichen Ort, sind nach Beschädigungen mit teilweise demselben Baumaterial von den Menschen wiederaufgebaut oder noch grösser errichtet worden. Mauerwerk und Fundamente von Vorgängerkirchen lassen sich oft in späteren Kirchenbauten wiederfinden, oder sie kommen bei Ausgrabungen zumindest für kurze Zeit zum Vorschein.
Seit ich in Oberhofen zu Hause bin, habe ich begonnen, diese 12 romanischen Kirchen zu besuchen. Allen diesen Kirchen gemeinsam ist die Erwähnung in der Strättliger Chronik des Einiger Pfarrers Elogius Kiburger aus dem Jahr 1464, worin sich Legende und historische Wahrheit begegnen. Ausserdem sind alle 12 Kirchen gegen den Sonnenaufgang ausgerichtet. Sie sind im Lauf ihrer Geschichte nicht vor menschlicher Zerstörung und Feuer bewahrt worden – die Menschen haben sie aber immer wieder aufgebaut. Die Kirchengebäude haben der Reformation mit Bildersturm standgehalten und haben Täufer - Hinrichtungen oder Hexenverbrennungen «erlebt». Sie stehen heute in ihrer ganzen Würde, an wunderschönen Standorten und laden zum Innehalten ein, schenken den Menschen Stille und Kraft.
Leider werden auch Kirchengebäude während kriegerischen Auseinandersetzungen nicht vor Zerstörung verschont; jüngstes Beispiel in Europa sind Kirchen in der Ukraine. Mögen auch sie dereinst wiederaufgebaut werden, um den Menschen ein Ort der Gemeinschaft und der Zuflucht zu sein.
Annette Geissbühler
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