Wort auf den Weg
Das Hungertuch «Was ist uns heilig?» von Emeka Udemba
Das Misereor-Hungertuch hat seinen festen Platz in der Kirche meiner Gemeinde. Das diesjährige Bild fällt sofort auf. Der Künstler Emeka Udemba hat ein farbintensives Werk geschaffen, das den Titel trägt «Was ist uns heilig?». Es erzählt von der Schönheit des «blauen Wunders» – des Planeten Erde –, aber auch von seiner Zerbrechlichkeit.
Aus vielen verschiedenen Zeitungsschnipseln ist eine Collage entstanden. Schicht um Schicht ist aus gerissenen und geklebten Fragmenten von Nachrichten und Zeitungsfetzen ein neues Bild erwachsen. In der Mitte befindet sich die türkisfarbene Erde. Es sind zwei grosse kraftvolle Händepaare erkennbar, die den Erdball zu tragen scheinen. Es bleibt der Interpretation der Betrachtenden überlassen, ob der Ball weitergegeben oder von den Händen aufgefangen wird, ob er hin und her geht oder doch in einer gewissen Statik bleibt. Die Hände sind achtsam und sorgfältig gezeichnet. Offen, all das zu tragen, was in sie gelegt wird.
Bei genauer Betrachtung sind einzelne Worte erkennbar. Es sind ermutigende Worte wie zum Beispiel «Neubeginn», «vom Anfang» oder «Farbe bekennen». Mir scheint, als würden die Worte uns ermuntern, für unser Handeln Verantwortung zu übernehmen. Das farbintensive Hungertuch könnte ein Beginn sein für einen Wechsel der Perspektive. Noch bleibt uns Zeit für ein Umdenken und Neudenken unseres Handelns zum Wohl der Schöpfung. Es liegt in unseren Händen.
Renate Grunder
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