Wort auf den Weg
Wer Freiheit sagt, sagt auch Verantwortung!
Die Fastenzeit ist für viele Christinnen und Christen eine Zeit, in der sie, wie der Name es nahelegt, tatsächlich fasten. In der protestantischen Tradition wurde das Fasten allerdings lange Zeit missachtet. Das ändert sich gegenwärtig, und das ist gut so. Die Reformatoren sahen darin eine Möglichkeit, sein Heil durch eigene Verdienste zu erlangen. Das wiederum stellte deren Wiederentdeckung des Heils ohne eigenes Dazutun und allein durch Gnade in Frage. Es wäre aber falsch zu denken, sie seien gegen jegliche Form des Fastens gewesen. Zwingli beispielsweise sagte, wer fasten wolle, solle dies tun, und wer das nicht wolle, solle es halt bleiben lassen. Man sieht hier, dass es nicht darum geht, das Fasten zu verbieten. Vielmehr soll jeder Mensch die Freiheit haben, selbst zu entscheiden. Diese Einstellung öffnet sich der Frage nach den Menschenrechten und insbesondere der Meinungsfreiheit, die erst viel später in der westlichen Kultur ihren festen Platz fand. Wer Freiheit sagt, sagt auch Verantwortung! So werden etwa die Exzesse des Karnevals scharf kritisiert. Anstatt nach dem Überborden zu fasten, stellt der Protestantismus ein Masshalten zu jeder Zeit ins Zentrum. So schrieb Luther: «Mein ganzes Leben ist Busse.» In einer Zeit, die unter den Folgen der Exzesse der Konsumgesellschaft leidet, ist die Frage nach dem Verzicht sicherlich sehr wichtig, sei es punktuell oder dauerhaft.
Philippe Kneubühler
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