Epheser 2, 14-22

14 Denn er ist unser Friede, der aus beiden eines gemacht hat und den Zaun abgebrochen hat, der dazwischen war, nämlich die Feindschaft. Durch das Opfer seines Leibes 15 hat er abgetan das Gesetz mit seinen Geboten und Satzungen, damit er in sich selber aus den zweien einen neuen Menschen schaffe und Frieden mache 16 und die beiden versöhne mit Gott in einem Leib durch das Kreuz, indem er die Feindschaft tötete durch sich selbst. 17 Und er ist gekommen und hat im Evangelium Frieden verkündigt euch, die ihr fern wart, und Frieden denen, die nahe waren. 18 Denn durch ihn haben wir alle beide in einem Geist den Zugang zum Vater. 19 So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen, 20 erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist, 21 auf welchem der ganze Bau ineinander gefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn. 22 Durch ihn werdet auch ihr mit erbaut zu einer Wohnung Gottes im Geist.  

Vom Wohlgeruch Gottes

Bibelmeditation von Elsa Tamez

Elsa Tamez ist eine der bedeutendsten Befreiungstheologinnen Lateinamerikas. Sie ist kreativ, sympathisch, innovativ, eine gründliche Arbeiterin. Für viele Frauen in Kirche und Theologie – nicht  nur der Lateinamerikas – ist sie eine wichtige  Orientierungsfigur und Vordenkerin. Sie schafft es  immer  wieder, Zuversicht zu vermitteln und  Visionen von  einem gerechteren Leben zu entwickeln.

Am 17. September 1950 in der mexikanischen  Provinz Tamaulipas geboren, wuchs sie mit sieben  Geschwistern in einem Armenviertel der  Industriestadt Monterrey auf. Mit 18 Jahren begann sie das Studium der evangelischen Theologie am  Seminario Bíblica Latinoamericana in San José, Costa Rica. Ein Jahr verbrachte sie als  Austauschstudentin in Westberlin.

Elsa Tamez ist eine Bibelwissenschaftlerin, die die Sprache liebt und gesellschaftliche Fragen mit biblischen Texten in Verbindung bringt.

 

Leitgedanken für die Predigtgruppe

"Ich stelle mir den Frieden in unserer Welt und in unseren Familien gerne als eine Blüte vor, die einen göttlichen Duft verströmt. Einen Duft, der die Gegenwart Gottes in allem Geschaffenen - ob von Gott oder Mensch - ahnen lässt. Dies wäre wie das Ende aller Gewalt von Menschen gegen Menschen und von Menschen gegen die Natur".

Dieser sinnliche Ansatz in der Auslegung von Epheser 2, in der Betrachtung von Elsa Tamez regt an, dies auch im Gottesdienst umzusetzen.

Blüten von Rosen, Rosenessenzen sollen ihren Duft verströmen. Rosenblätter könnten den GottesdienstbesucherInnen in die Hände gelegt oder durch sie weitergegeben werden.

Rosen sind schon vor Gottesdienstbeginn da. Der Frieden ist schon da, Gott ist bereits unter uns. Und alle haben daran Anteil, denn alle verbindet dieser Duft.
Vielleicht ist es möglich, sich mit Rosenöl gegenseitig zu segnen, indem diejenigen, die wollen, ihrem Nachbar/ihrer Nachbarin mit dem Öl ein Kreuz in die Handfläche zeichnen.

"...den Zaun abgebrochen hat, der dazwischen war, nämlich die Feindschaft"
Eph 2,14

Vielleicht haben die Gottesdienstbesucher keine Feindschaften mit dem Banknachbar, aber Gefühle der Hemmung oder Fremdheit oder sie kennen in der Kirchgemeinde Leute, mit denen sie im Konflikt liegen. Oder wissen um Konfliktparteien in der Welt. Oder sie kennen einen innerpersönlichen Konflikt, einen eigenen Anteil in sich, mit dem sie in 'Feindschaft' leben. Unsere inneren "Gebote" oder "Satzungen", unsere eigenen Erwartungen an uns oder dann an die andern, die Messlatten, die Satzungen und Sätze, die wir bei andern anlegen und sie danach beurteilen, sollen gebrochen werden.

Der Duft, der von den Rosen, von den Blüten durch die Luft zu uns getragen wird, ist für Elsa Tamez das Verbindungserlebnis, Bild für den Geist, den heiligen, der den Frieden trägt, der aus Christus ist, der in Christus ist, der auf uns zu kommt, der in uns strömt und in uns hinein finden will.

Der Blütenduft wird im Kirchenraum zum verbindenden Zentrum, das alle anspricht, zur Quelle von Duft, die alle wahrnehmen, riechen, aufnehmen. Und diese Quelle ist positiv für wohl die meisten und steht für den Frieden, den wir alle ersehnen, für Christus, der unter uns präsent ist.

Es wäre auch schön, einige einführenden Worte zu Elsa Tamez zu sagen, vielleicht ihr Bild zu zeigen, ihr Anliegen aufzuzeigen, damit alle noch stärker in den Inhalt steigen können.

Simon Jenny, Pfarrer

Bibelmeditation von Elsa Tamez

Es lesen 5 Frauen (Jugendliche, Erwachsene, Seniorinnen):

"Riechen ist einer der fünf Sinne die wir Menschen haben. Wie die anderen bezieht er Geist, Körper und Gefühl mit ein. Wenn Du etwas riechst, dann weisst und fühlst Du gleichzeitig etwas. Einerseits nimmst Du mit dem Verstand wahr, was Du riechst, andererseits entstehen durch das Eindringen des Geruchs in die Nase und in den Körper Gefühle des Wohlbefindens, der inneren Ruhe oder aber des Ekels und der Ablehnung. Wenn Du etwas riechst, reagierst Du: entweder willst Du dem Geruch entfliehen oder Du suchst ihn, oder aber Du bist dankbar dafür, dass Du lebst. Wenn etwas schlecht riecht, gehst Du weg oder aber Du versuchst, die Geruchsquelle zu beseitigen. Wenn es aber deine Schwester ist, die schlecht riecht, so rührt es dich zu Tränen und du umarmst sie und erträgst den schlechten Geruch. Und wenn Du etwas riechst, das Dich tief im Innern anspricht, dann folgst Du diesem Duft und alle Sinne werden wach: Du willst sehen, was gut riecht, Du willst es kosten, Du folgst den Geräuschen, die Dich zu dem Duft hinführen, und willst berühren, was so gut riecht. Mit anderen Worten: wir fühlen, dass wir leben und sagen Gott Dank dafür...

... die vollständige Bibelmeditation

Biografie von Elsa Tamez

Ein Jahr verbrachte Elsa Tamez als Austauschstudentin in Westberlin. Nach dem Bachillerato arbeitete sie zwei Jahre in der Vereinigten Bibelgesellschaft in Mexiko. 1975 kehrte sie nach Costa Rica zurück, um die Licenciatura in Theologie sowie in Literatur und Linguistik zu absolvieren.

Die UBL gehört zu den wenigen Hochschulen Lateinamerikas, an denen ein Theologiestudium mit universitärem Abschluß möglich ist. Studierende aus ganz Lateinamerika und der Karibik werden hier zu PastorInnen und TheologInnen ausgebildet. Seit den 70er Jahren hat sich die Hochschule zu einem wichtigen Zentrum ökumenischer Befreiungstheologie entwickelt. Elsa Tamez war und ist daran maßgeblich beteiligt. Seit 1979 unterrichtet sie dort Literatur und Bibelwissenschaft, unterbrochen von einem Promotionsstudium in Lausanne, wo sie mit ihrer Familie von 1986 bis 1990 lebte.

Heute ist sie Rektorin der UBL und damit die erste Frau, die in Lateinamerika eine theologische Hochschule leitet. Seit Jahren vertritt sie lateinamerikanische Theologie und Realität in Gremien der internationalen Ökumene, so im Ökumenischen Rat der Kirchen und der Vereinigung der TheologInnen aus der Dritten Welt (Eatwot). Ferner gehört sie zu den Gründerinnen der Vereinigung lateinamerikanischer Pastorinnen und Theologinnen. In ihren Vorträgen in Lateinamerika und der weltweiten Ökumene geht es um politische Fragen wie Globalisierung, Frauenrechte, Feminisierung der Armut und darum, wie diese im Licht der Bibel interpretiert werden können.

Elsa Tamez ist eine Bibelwissenschaftlerin, die die Sprache liebt und gesellschaftliche Fragen mit biblischen Texten in Verbindung bringt. So schreibt sie über die Erotik im Hohenlied, über die Rechtfertigung bei Paulus, die entgegen der traditionellen Interpretation gerade nicht den Unterdrückern, sondern den Ausgeschlossenen dient, oder fragt mit Hilfe der Propheten, wie man in „Zeiten messianischer Dürre“ vom Glauben sprechen kann. Auf dem umstrittenen Gebiet der Anerkennung der indigenen Religionen durch das Christentum fand sie schon 1992 Wege der Verständigung, indem sie in der spanischen als auch aztekischen Religion herrschafts- und befreiungstheologische Elemente aufzeigte.

Sie ist eine Frau mit visionärer Kraft. So hat sie beispielsweise 1994 die Kampagne „Eine Million Frauen“ ins Leben gerufen, um ihren Traum von neuen Gebäuden für eine von ausländischen Geldgebern unabhängigere Universität zu verwirklichen. Für jeden gespendeten Dollar kann der Name einer Frau dokumentiert werden, die für den Glauben und die Theologie bedeutsam war. Die UBL wird auf diese Weise ein Ort sein, der das Gedächtnis an bedeutsame Frauen wachhält.

Annebelle Pithan


Reformierte Kirchen Bern-Jura-Solothurn

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